Montag, 19. Februar 2024

Von Leonberg zur Reise um die Welt

Mit einem Seminar über Leonberg endete die Seminarreihe zu Baden-Württemberg, die ich für ATRIO Leonberg und VHS Stuttgart durchgeführt habe. Schon im März startet eine neue Reihe mit einem Blick auf Staaten weltweit.

Wir können alles – außer Hochdeutsch

Die Seminarreihe begann im Oktober mit einem Überblick über Baden-Württemberg. Beim zweiten Termin ging es um die Geschichte vom Heidelbergmensch vor 600.000 Jahren über die Entstehung von Baden und Württemberg und Königin Olga hin zur Politik heute. Tüftler wie Bosch und Daimler standen im Mittelpunkt des Termins zur Wirtschaft – noch heute sind die von ihnen gegründeten Firmen wichtig. Auch kulturell hat Baden-Württemberg einiges zu bieten – Museen, Opern und Künstler von Friedrich Schiller hin zu den Fantastischen Vier.

Leonberg – Johannes Kepler und eine Hunderasse

Beim letzten Termin im Februar ging es zunächst um die Geschichte: Viele Elemente der Geschichte gibt es noch heute: das Schloss mit dem Pomeranzengarten, der Pferdemarkt aber auch die Erinnerungsstätten über die Nazizeit. Heute können die Menschen selber mitgestalten – bei der Wahl von Oberbürgermeister und Gemeinderat und der Mitarbeit in Vereinen. Die Teilnehmer*innen erzählten, wie sie Sport und Kultur in Vereinen nutzen. Außerdem ging es um berühmte Leonberger – die Hunderasse „Leonberger“ und den Astronom Johannes Kepler, der in Leonberg geboren ist.

Die Reise um die Welt

Nachdem wir uns im vorletzten Semester über europäischen Staaten wünschten sich die Teilnehmer*innen einen Blick auf Länder weltweit – Sprache, Musik, Essen, Kultur und Geschichte. Deshalb beginnt ab März eine Reise um die Welt. Weitere inklusive Angebote finden Sie im Programm der VHS Stuttgart.

Freitag, 16. Februar 2024

Erfolge und Hindernisse bei der Inklusion im Beruf

Die Süddeutsche Zeitung berichtet über eine junge Frau mit fetalem Alkoholsyndrom, die es nach langem Kampf zu einem festen Job in einem Friseurbetrieb geschafft hat. Viele Betriebe umgehen die Schwerbehindertenquote immer noch.

Jeder Mensch hat einfach verdient, eine Zukunft zu haben

Über Umwege kam Catrin zum Friseursalon, denn die erste Ausbildung zur Hotelfachfrau brach sie ab. Zunächst übernahm die Agentur für Arbeit die Ausbildungsvergütung, jetzt hat sie eine Festanstellung. Die junge Frau hat ein Fetales Alkoholsyndrom und damit eine Schwerbehinderung.
Eine Friseurin, die nebenberuflich am Berufsförderzentrum erkannte das Potential und sagt zurecht:
„Jeder Mensch hat einfach verdient, eine Zukunft zu haben. Und wenn nicht hier in Deutschland, wo dann?“

Hohe Arbeitslosigkeit bei Menschen mit Schwerbehinderung 

In Deutschland leben rund 7,8 Millionen Menschen mit einer Schwerbehinderung. 11,5 Prozent von ihnen sind arbeitslos. Und das, obwohl sie überdurchschnittlich qualifiziert sind – die Hochschulabschlussquote liegt bei Arbeitslosen mit Behinderungen knapp 10 Prozent über der von Arbeitslosen ohne Behinderung. Trotz allem ist die Arbeitslosenquote bei ihnen fast doppelt so hoch. Trotz der Verpflichtung zur Einstellung von Schwerbehinderten, beschäftigt jedes vierte Unternehmen keinen einzigen Menschen mit Behinderung – ein Viertel von den mehr als 170 000 beschäftigungspflichtigen Unternehmen in Deutschland.

Umstrittene Quote 

Die Quote ist umstritten, denn Unternehmen können sich freikaufen. Seit Beginn des Jahres liegt die Ausgleichsabgabe bei 720 Euro, dafür wurde das Bußgeld abgeschafft, das bei vorsätzlichem Vorgehen verhängt werden könnte. Der Friseursalon muss die Quote nicht umsetzen, da sie weniger als 20 Beschäftigte haben. Dennoch nimmt sie regelmäßig Praktikanten vom Berufsförderzentrum auf. Die Chefin zweifelt an den Quoten: „Die Chefs müssen erst einmal davon abkommen, dass Gewinnoptimierung das oberste Ziel ist.“

Deutschland tut zu wenig für Menschen mit Behinderung 

Die Vereinten Nationen bescheinigten Deutschland zahlreiche Mängel bei der Umsetzung des UN-Behindertenrechtskonvention. Barrierefreies Bauen ist immer noch nicht verpflichtend, Kinder und Jugendliche haben immer noch Schwierigkeiten, eine Ausbildung und einen Job zu finden.
Unterstützung für Unternehmen

Führen Kürzung zu mehr Menschen in Behindertenwerkstätten?

Ein Unternehmen in Nürnberg zeigt, dass die Einstellung von Menschen mit Behinderungen ein Vorteil darstellen können: „Der Zusammenhalt im Team größer als je zuvor“. Er fordert weniger Bürokratie und Unterstützung bei der Einstellung und Betreuung. Nun drohen Kürzungen bei der Arbeitsmarktförderung. Die Autoren befürchten, dass dann noch mehr Menschen in Behindertenwerkstätten arbeiten. Aktuell sind in dort 300 000 Menschen beschäftigt, die monatlich nur 250 Euro verdienen. Nur 0,3 Prozent der Beschäftigten schaffen es pro Jahr, in einen regulären Job zu wechseln. Die Grünen-Abgeordnete Katrin Langensiepen nennte dies das „bestausgeweitete Billiglohn-Modell der EU“.

Mittwoch, 24. Januar 2024

Deutscher Pass am besten nur für Gesunde

Constanze von Bullion beklagt in der Süddeutschen Zeitung die Neuregelung zur Einbürgerung. Erleichterungen gibt es nicht für alle. Wer krank ist oder Angehörige pflegt, hat Pech gehabt.

Wer staatliche Unterstützung braucht, hat keinen Anspruch mehr auf Einbürgerung

Das neue Staatsangehörigkeitsrecht erleichtert die Einbürgerung. Die Fristen werden verkürzt, der Doppelpass wird erleichtert. Für bestimmte Gruppen werden Einbürgerungen erschwert: Es sind Menschen mit Behinderung, pflegende Angehörige, auch Alleinerziehende oder Bezieher von Mini-Renten.

Familie mit behindertem Kind ohne Aussicht

Der Artikel beschreibt eine Familie, die einen behinderten Sohn haben. Nach acht Jahren steht in einen eigentliche das Recht auf Einbürgerung zu – nun bleibt nur der Umweg per Härtefallantrag.
Ulrike Schwarz, Projektleiterin bei einem Verein, der Familien mit Migrationsgeschichte und behinderten Angehörigen berät, macht dies wütend. „Wollen wir nur die, die funktionieren, die 150 Prozent Leistung bringen?" Die FDP verteidigt ihren Ansatz, dass Leistung belohnt werden soll. Sie hält es nicht für verfassungswidrig, dass Leute, die sich anstrengen können wie sie wollen, keine Chance auf schnelle Einbürgerung haben.

Donnerstag, 4. Januar 2024

Menschen mit Behinderung: Illusion statt Inklusion

Cristina Helberg berichtet in der ZEIT über die Situation von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt: Illusion statt Inklusion.

Nur wenige Unternehmen beschäftigen Menschen mit Behinderungen.

Rund 300.000 Menschen arbeiten in Behindertenwerkstätten, nur sehr wenige gelingt der Wechsel in einen regulären Job. Auch die Verpflichtung Menschen mit Behinderung einzustellen, wird von vielen Unternehmen gebrochen: 45.000 Unternehmen beschäftigen keine Menschen mit Schwerbehinderung.

Veränderungen bei Verpflichtung

Bisher mussten Unternehmen mit mehr als 20 Arbeitsplätzen eine Ausgleichszahlung zahlen, wenn sie nicht fünf Prozent schwerbehinderte Menschen einstellen. Bei Vorsatz drohten Bußgelder. Diese Bußgelder wurden in der Praxis selten verhängt und wurden mit Beginn dieses Jahres eingestellt. Im Gegenzug wird die monatliche Ausgleichsabgabe für Unternehmen, die keine Behinderten einstellen, auf bis zu 720 Euro angehoben.

Eines Rechtsstaats unwürdig

Die Kritik an der Abschaffung des Bußgelds ist groß, „Es ist eines Rechtsstaates unwürdig, dass man die Schwächsten nicht schützt", sagt Franz-Josef Düwell, ehemaliger Richter am Arbeitsgericht und Sachverständiger beim Gesetzgebungsverfahren. Der Sozialverbband Deutschland sieht eine schwere Diskriminierung „Wenn falsches Handeln keine Konsequenzen hat, dann ändert sich auch nichts“.

Ausgleichsabgabe steuerlich absetzbar

Die FDP hatte auf die Streichung gedrängt und mit Bürokratie begründet. Die erhöhte Ausgleichsabgabe ist für viele aber kein ausreichender Ausgleich. Die Abgabe ist steuerlich absetzbar, sie wird wohl also kein Druckmittel sein: Daran, dass Zehntausende Arbeitgeber keine Menschen mit Behinderung einstellen, dürfte sich also vorerst nichts ändern.

Dienstag, 5. Dezember 2023

Mehr Einsatz für Inklusion gefordert

Der MDR berichtet anlässlich des Tags für Menschen mit Behinderung über den Stand der Inklusion in Deutschland

Fehlende Bereitschaft zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention

Die Leiterin der Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention Britta Schlegel kritisiert die fehlende Bereitschaft, die Vorgaben der UN-Konvention umzusetzen. Sie fordert den schrittweisen Abbau von Sondereinrichtungen in den Bereichen Wohnen, Bildung und Arbeit.

Inklusives Gesundheitssystem

Auch der UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen hatte Verbesserungen angemahnt. In den im Oktober 2023 veröffentlichten „Abschließenden Bemerkungen“ wird der Aufbau eines inklusiven Gesundheitswesens gefordert - mit flächendeckender Barrierefreiheit sowie Aus- und Fortbildungen von medizinischem Personal.

Selbstbestimmung stärken

Diskriminierungsschutz und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen sind dabei wichtige Pfeiler: Menschen sollen barrierefrei und gut informiert und selbstbestimmt über Behandlungen entscheiden können. Bei der Entwicklung eines Aktionsplans müssten Menschen mit Behinderungen als Experten in eigener Sache durchgehend und bei jedem Schritt beteiligt werden.

Welttag der Menschen mit Behinderungen seit 1992

Den Welttag gibt es seit 1992. Damals hatte die UN-Generalversammlung den 3. Dezember zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen erklärt, um auf die Lebenssituation dieser Menschen aufmerksam zu machen und gleichzeitig deren Teilhabe und Gleichstellung einzufordern.


Donnerstag, 30. November 2023

Viele Menschen mit Behinderung sind arbeitslos

Das Handelsblatt kritisiert, dass Unternehmen das Potential von Menschen mit Behinderung nicht ausnutzen.

Arbeitslosenquote doppelt so hoch

Der Inklusionsbarometer Arbeit zeigt, dass die Arbeitslosenquote von Menschen mit Behinderung doppelt so hoch ist wie der übrigen Teilnehmer: Von den rund 1,49 Millionen Menschen mit einer Behinderung, die dem regulären Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, waren im Jahr 2022 durchschnittlich 163.500 arbeitslos – also jeder neunte.

Viele Betriebe beschäftigen nicht genug Behinderte

Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten sind zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung verpflichtet. Nur 39 % erfüllen die Quote von 5 % und müssen deshalb die monatliche Ausgleichsabgabe zahlen.

Bessere Informationen geplant

Ein wichtiger Hebel für eine Verbesserung könnte die Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber sein. Sie bündeln die Informationen und Unterstützungsmaßnahmen bei der Ausbildung, Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung.
Dieses niedrigschwellige Angebot soll insbesondere die kleineren Unternehmen ansprechen, deren Arbeitsplatzreservoir noch nicht ausgeschöpft ist, so die Studie.


Dienstag, 28. November 2023

Bundesteilhabegesetz in Theorie und Praxis

 Die Berufsfachschule für Arbeitserziehung der Ludwig-Schlaich-Akademie bietet eine Fortbildung zur „Geprüften Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung“. Ziel ist es, Menschen mit Unterstützungsbedarf Teilhabe an Arbeit und beruflicher Bildung zu ermöglichen, sie in ihrer Entwicklung zu begleiten und ihre Selbstbestimmung zu fördern.

UN-Behindertenrechtskonvention und Bundesteilhabegesetz

Meine Unterrichtseinheiten behandeln die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz: Beide Rechtsakte zielen darauf, Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Anhand der Beispiele der Teilnehmenden werden wir neben der Theorie auch die Praxis diskutieren.

Projekt zur Europa- und Kommunalwahl

Die Teilnehmer*innen werden auch beim Aktionstag zur Kommunal- und Europawahl dabei sein, das ich gemeinsam mit einer Kollegin für zwei Kurse plane. Ziel ist auch hier die Teilhabe aller Menschen zu ermöglichen. Bereits 2019 zur Europa- und Kommunalwahl und 2021 zur Landtagswahl hatten wir gemeinsam Veranstaltungen durchgeführt, die ersten Besprechungen zeigten, dass die Teilnehmerinnen noch weitere tolle Ideen haben.

Weitere Informationen finden Sie auf meiner Homepage.